Das Internet ermöglicht Kommunikation zwischen Personen, die in verschiedenen Teilen der Welt leben. Ein kultureller Austausch zwischen Gruppen, die sonst nie die miteinander in Kontakt treten könnten, wird nahezu problemlos ermöglicht. Soziale Netzwerke veranschaulichen, wie klein die Welt ist, indem sie Verbindungen zwischen ihren Nutzern anzeigen. Über maximal fünf weitere Personen soll man jeden Menschen der Erde kennen. Gesellschaftlich kann dies bedeuten, dass man tatsächlich jeden Menschen persönlich kennenlernen könnte. Es scheint, dass die Kontakte, die einem durch die physische Präsenz an einem bestimmten Ort geboten werden, nicht mehr ausreichen müssen. Wer mit den Nachbarn nicht gerne spricht, kann auch in anderen Teilen des Landes Freunde finden. Die Entwicklung von Subkulturen wird hierdurch stark gefördert, da eine Abgrenzung untereinander viel einfacher wird. Gleichzeitig steigt aber auch die Durchlässigkeit der verschiedenen Gruppierungen. Jedem ist es gestattet, in eine fremde Subkultur Einblick zu erhalten. Man muss sich nicht auf eine persönliche Veränderung einlassen, um Kontakt mit fremden Kulturen einzugehen. Diese beiden Bewegungen scheinen sich gegenseitig aufzuheben, da sie die gesellschaftliche Entwicklung in entgegensetzte Richtungen ziehen. Stattdessen scheint sich die Entwicklung der Gesellschaft sogar noch schneller zu vollziehen, da beide Effekte einander verstärken.

Besonders die Social Communitys haben einen interessanten Effekt auf die Nutzer. Die Wahrung der Privatsphäre scheint weniger wichtig zu werden, als es noch vor der technischen Etablierung des Internets war. Personen sind bereit, ihr privates Leben durch Kameras festhalten zu lassen oder in Tagebüchern davon zu berichten. Die Grenzen zwischen verschiedenen Bereichen, besonders den Bereichen des Privaten und des Öffentlichen scheinen zu verschwinden. Andererseits kann es sein, dass bloß die Frage, welche Informationen als privat anzusehen sind, sich verändert. Schließlich kann im Internet nicht gesehen werden, was die Nutzer nicht von sich preisgeben.

Dennoch ist die Frage der persönlichen Datensicherheit eine sehr wichtige geworden. Auch wenn viele Menschen gerne und bereitwillig Daten von sich ins Internet stellen, ist die Empörung regelmäßig groß, wenn Daten durch Behörden oder andere Institutionen gespeichert oder sogar an die Öffentlichkeit gesendet werden. Informationelle Selbstbestimmung, ein wichtiges Stichwort dieser Zeit, bedeutet, dass jeder das Recht hat, selbst zu bestimmen, an welcher Stelle er die Grenze zwischen öffentlicher und privater Person ziehen möchte. Datenschutz ist zu einem wichtigen Thema geworden, weil die Vernetzung der Datenbanken verschiedenster Institutionen es ermöglicht, sehr detaillierte Verhaltensbilder von Personen zu erstellen. Sogar die Ermittlung von Kriminalbeamten bezieht sich immer häufiger auf solche Datenauswertungen, um die Zahl der Verdächtigen einzugrenzen. Kritiker sehen hier die Gefahr, dass mit diesen Daten erheblicher Missbrauch betrieben wird. So ist zum Beispiel von der kommerziellen Nutzung bekannt, dass gut ermittelte Kundenprofile zu effektiverer Werbung dienen. Eine Überwachung persönlichen Verhaltens durch Strafermittlungsbehörden käme jedoch einem Generalverdacht gegen die Bevölkerung gleich, der mit demokratischen Vorstellungen kaum zu vereinbaren ist.

Auch die Nutzung medialer Angebote hat durch die Möglichkeiten des Internets eine Wandlung erfahren. Da im Internet jederzeit jede Information und jedes Unterhaltungsangebot zu finden ist, sind immer weniger Personen bereit, sich auf die Angebote eines Programms zu beschränken. Die Zeiten, als im Fernsehen zu einer bestimmten Zeit die Abendunterhaltung startete, scheinen bald zu enden. Stattdessen müssen auch Fernsehsender immer häufiger ihre Angebote programmunabhängig anbieten, um ihre Zuschauer nicht zu verlieren. Die Möglichkeit, die Freizeitgestaltung immer individuell aufgreifen zu können und aus einem unerschöpflichen Angebot zu wählen, könnte durchaus Effekte auf die Vorstellungen und Verhaltensweisen der Menschen haben. Dies bleibt jedoch noch abzuwarten.

Große Veränderungen verspricht das Internet im Bereich des Journalismus. Während vor dem Internet die Informationsversorgung der Leser noch sehr gering war, kann nun jeder direkt die Quellen des Journalisten befragen, um einen Artikel zu verifizieren. Der Journalist ist nicht mehr der Einzige, der Informationen liefern kann. In Blogs und anderen Webauftritten zeigen sich immer mehr Laienjournalisten, die ähnliche Aufgaben übernehmen. Auch in Ländern mit staatlich kontrollierten Medien kann auf diese Weise inzwischen eine korrekte Information der Bürger gestartet werden. Während früher jede Information ein wertvolles Gut war, ist jedoch durch das Internet die Filterung der Daten äußerst wichtig geworden. Für jeden Internetnutzer ist es essentiell zu unterscheiden, welche Information er aufnimmt und welche er ignoriert. Dem professionellen Journalisten sollte daher neuerdings die Aufgabe zukommen, in dem unermesslichen Datenstrom die Informationen zu sichten und nach Relevanz zu sortieren. Auch die Verifikation der Daten ist eine neue Aufgabe, die mit viel Verantwortung verbunden ist. Da das Internet von jedem als Plattform genutzt werden kann, ist es nicht immer gegeben, dass aufregende Informationen tatsächlich den Tatsachen entsprechen. Der Journalist müsste hier versuchen die Spreu vom Weizen zu trennen, um den eigenen Lesern ein möglichst stimmiges Bild präsentieren zu können.

 

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